Samstag, August 21, 2004

Austellungsstueck 237b - Durchweichter Koerper als Monument gegen die Liebe

Das kaputte Licht eines entgegenkommenden Porsches zwingert mir zu. Der Fahrtwind und eine kaputte Mechanik zwingt dieses Markenzeichen, es zu tun, und so sich selbst und seinem Fahrer, der Laecherlichkeit preiszugeben. Das zwinkern, auf diese Art, wirkt nicht freundlich sondern besserwisserisch und altklug. Es verhoehnt mich. Es moechte sagen, Na, hab ich es nicht gesagt. Bist du denn nicht klueger? Es regnet. Es regnet stark. Die Art dramatischer Regen, wie man ihn aus Filmen kennt, in denen er schwere Aufgaben noch unmoeglicher erscheinen laestt. Ich oeffene alle Fenster. Auch das Dachfenster. Ich moechte auf diese Weise eine Kunst schaffen. Indem ich Dinge anders tue. Schemen veraendere. Es funktioniert. Fuer mich. Sobald ich es hier niederschreibe erlischt die Kunst. Weil sie erklaert werden musste. Weil sie Worte bedarf. So loesche ich aus was ich erschaffen habe. Auch das ist wieder Kunst und im Moment der Erklaerung wieder vorbei. Meine Hose ist duenn und gibt sich als erster der Armee von Tropfen geschlagen. Sie liegt nass und klamm auf meiner Haut und kapituliert. Ich froestele. Das ist teil der Kunst. Ich habe es so verdient, so erschaffen. Ich hab es so gewollt. Die Kaelte sollte mich erinnern. Das war Teil des Plans. Es sollte die Waerme entgueltig vertreiben die in den letzten Tagen entstanden ist. Es bereitet mir ein erklaerendes, physiches Erlebnis psychischer Selbstverstaendlichkeit, des Verstaendnisses wegen. Die Psyche beweist sich selbst, was sie nicht zu glauben willig, ist in einer Metapher. Eine Erlaeuterung von Verstandenem. Illustrierend. Wie gemalt. Meine Dummheit als Objektkunst. Nur die Vegaenglichkeit dieser Kunst scheint falsch. Sie sollte ebenso lange anhalten wie die Dummheit. Oder besser, diese ueberdauern. Ein Mahnmal. Eine ewige Ermahnung. Ich wuensche mir ein Leben voller kaltem Fahrtwind und durchweichter Kleidung gegen das Vergessen. Die Waerme eines jeden gespuerten, gehoerten und gedachten Kusses von meinen Armen, Schultern, Lippen waschend. Mein Koerper so kalt das er nie wieder spueren soll, was ihn am Ende doch zerstoert. Nie wieder der Dummheit zum opfer fallen, zu glauben das es anders werden koennte. Ich sehe mich selbst in einem Ausstellungsraum. Durchnaesst bis auf die Knochen sitze ich da und starre. Im mechanischen Takt faellt mein Herz aus meiner Brust und bleibt schwer auf dem Boden, zu meinen Fuessen liegen. Mein Arm bringt es leblos und maschinell wieder an seinen Platz. Die Leute bleiben stehen und betrachten die Kunst. Die kleinen Salzpigmente in den Tropfen auf der Wange entdecken sie nicht. Sie halten sich da nur kurz auf und verschwinden auf dem nassen Koerper. Ein paar wenige schmecken sie in der Luft. Sie studieren eifrig die Erlaeuterungen und verstehen doch nie, das sie es gaerade so nie verstehen koennen. Um andere zu taeuschen nicken sie wissend denen zu, die ebenfalls nicht begriffen haben, und nur das Spiel mitspielen. Um nicht aufzufallen. Um ein Teil zu sein. Das ist ebenfalls Kunst und soeben wieder vergangen.