Donnerstag, September 30, 2004

Girls in Hawaii + Monochrome @Cafe Cairo/Würzburg

Mittwoch, September 29, 2004

Was man über stadtbekannte Verrückte wissen muss

Das schöne an einer Stadt dieser Grösse ist die Tatsache das einzig und alleine diese Grösse für das Vorhandensein von stadtbekannten Verrückten geeignet ist. Ist die Stadt grösser, verliert sich deren Verrücktheit in der Menge und Masse, und ein einzelner wird vielleicht nur zum Stadtviertel-Verrückten. Besucht man einen Freund, in einem anderen Viertel, kann er Geschichten über den eigenen Stadtviertel-Verrückten kaum verstehen. Ebenso verhält es sich umgekehrt. Bei einer kleineren Stadt, wird dieser Menschenschlag schnell und mit einer gewissen Boshaftigkeit zum einfachen Dorftrottel. Ohne die Begegnungen mit diesem Menschen wäre ich aber nichts. Sie tauchen in bestimmter Regelmässigkeit in meinem Leben auf, spielen wie auswendig gelernt ihre kurze Episode, und lassen mich mit einer feinbeobachtenden Anekdote über die Stadt und ihre Verrücktheit zurück. So auch gestern am frühen Abend. Ich wartete auf die in wenigen Minuten eintreffende Strassenbahn, und durfte Zeuge dieser ganz speziellen, scheinbar extra für mich erdachten Szene, werden. Ihr Ausmass war auf eine dokumentarische Art und Weise derart cineastisch inzeniert, wie es ein Jarmusch nicht besser ins Bild setzen könnte. Als er auf die gegenüber liegende, als Haltestelle fungierende Verkehrsinsel mit seinem Fahrrad zusteuerete, fiel mir so als erstes die an der Grenze zur Übertreibung liegende Kostümierung und Requisite auf. Ein schlacksiger, auf die 50 zugehender, grau- und langhaariger Mann. Eine rote Hose. Eine über den Anorak gezogene Reflektorweste, wie sie sonst Strassenarbeiter zu tragen pflegen. Ein Rucksack, aus dem jeweils Links und rechts eine Europa- und eine Deutschlandflagge herausragte. Das Fahrrad war auf kitschige Art und Weise mit allerlei Beuteln, Taschen, handgeschriebenen Schildern politischer Art und unnötigen Krimskrams überladen. Aus einer an der Mittelstange angeknoteten Jutetasche tauchte ein Radio, mit einem HipHop-Song, die Szene, akustisch untermalend, in ein surreales Licht. Er stellte das Fahrrad so ab, das es noch weit in die vorbeiführende Strasse ragte. Geradso als ob er mich provozieren wollte. Uns zuschreien wollte, wie wenig er auf die Gesellschaft und ihre Fahrbahnen, Autos und die damit verbundenen Regeln gibt, und mir so meine eigen Spiessigkeit verdeutlicht, in dem ich darauf aufmerksam werde. Weit entfent von der Stelle, an der Ticketautomat und Wartehäuschen die Stelle der Abfahrt markieren, am Ende der Verkehrsinsel, wendet er sich, in einem Umhängebeutel wühlend, einem, an einem Masten angebrachten Münztelefon zu. Während er mit den Fingern eine Münze aus dem Beutel fischt, nimmt er mit der anderen Hand bereits den Hörer ab. Der erste Versuch des Geldeinwerfens misslingt, und die Münze fällt klirrend vor ihm zu Boden. Steif bügt er sich nach vorne. Seine gestreckten Beine, sein steiffer Oberkörper, der Rucksack, die abstehenden Fahnen und die gleichzeitig starr und elastisch geschwungene Telefonschnur zum Hörer in der weit abgestreckten Hand, ergeben im vom mir gewählten Auschnitt, eine gewagte, moderne Bildkomposition. Man fühlt sich an die klare Unterteilung von Mondrian genauso erinnert wie an eine einzige, dominante Form, aus einem pollockschen Liniengewirr. Der zweite Fehlversuch lässt die Münze weiter wegfallen und zwingt ihn die Bindung zwischen ihm und dem Apparat, den die Telefonschnur herstellt, kurz, durch Einhängen aufzugeben. Die neu gewonnene Freiheit nutzt er so gleich um in ein nahes Cafe zu eilen. Das Fahrrad lässt er zurück. Erneut führt er mir meine Spiessigkeit und meine Abhängigkeit von der Diktatur des Materiellen vor. Ich mache mir Gedanken über die Gefahr eine möglichen Diebstahls. Ertappt. Ihn sorgt so etwas wenig. Was zu tun ist, steht im Vordergrund. In diesem Falle - so vermute ichjedenfalls - Geldwechsel. Die kurze Szene im Kaffe lässt sich durch die Menschenknäuel im Inneren hindurch nur schwer beobachten. Erst als die Strassenbahn auf der anderen Seite eintrifft, kann ich ihn wieder ausmachen. Er eilt aus dem Cafe, ergreift sein Fahhrad, und eilt zur ersten erreichbaren Tür. Zu spät. Trotz heftigen Klopfens erbarmt sich der Schaffner nicht und hält die Tür verschlossen. Eine Zeitverzögerung kann er sich nicht leisten. Ein erneutes Öffnen, bedeutet ein verspätetest Abfahren, bedeutet ein verspätetes Ankommen, bedeutet Unmöglichkeit. Der nun abfahrenden Bahn, wird ein "Arschficker" hinterhergerufen. Der alte Mann auf der Bank neben mir, den ich erst jetzt wahrnehme, wendet sich von der Szene ab. Eine solche Auffälligkeit passt nicht in sein Leben. Durch das wegschauen beweist er die Unmöglichkeit des Geschehenen und löscht es so, für sich aus. In seiner Liste der Tagesereignisse wir es nicht vorkommen. Auf der anderen Seite scheint das Telefon momentan nicht mehr wichtig, das gewechselte Geld ist vergessen. Ich verlasse die Szene nur ungern,meine Neugier ist zu gross. Doch die eintreffende Bahn versperrt mir unbarmherzig die Sicht auf die Ereignisse und entreisst mich der soeben erlebten Verrücktheit, mit offenem Ende, in die Normalität einer Strassebahnfahrt.

Dienstag, September 21, 2004

Capri Sonne Kirsch und die sechste Todsünde

Neben den geringfügigen oder auch läßlichen Sünden kennt das Christentum sieben Todsünden die den zweiten Tod, die Höllenstrafe mit sich ziehen. Superbia, der Stolz, Avaritia, die Habsucht, Invidia, der Neid, Ira, der Zorn, Luxuria, die Wolllust, Gula, die Unmäßigkeit und Acedia, die Faulheit. Als ich ein Kind war, war es etwas besonderes wenn man ein Capri-Sonne in die Schultasche gepackt bekam. Meist am Tag eines Ausflugs, viel seltener an einem normalen Schultag. Orange war Ok. Mit Cola und Kirsch war man der King. Es war ein erhabenes Gefühl den Strohalm abzulösen, aus dem dünnen, durchsichtigen Zellofan zu befreien und die dünne Aluminumhaut zu zerstechen, so das seitlich einige Tropfen austraten. Die coolen stachen die Tüte von unten an. Wer aber wirklich was auf sich hielt stoch in die Seite. Nur wenige standen so über den Dingen, waren mit 8 oder 9 schon so nonkonform, das sie sich das erlauben konnten. Die Loser probierten es heimlich daheim im stillen Kämmerchen aus. Hier auf dem Pausenhof waren sie nur die Sunkinst-Trinker. Erbärmlich. Bemitleidenswert. Und was ist von all diesen Ritualen und Machtsymbolen geblieben? Heute kann ich jederzeit in den nächsten Supermarkt gehen und mir ein 10er Pack Capri Sonne kaufen. Früher ein unvorstellbarer Schatz heute nichtmal eine Investition. Wenn ich mich schlecht fühle kann ich auf den Schulhof um die Ecke, mich zwischen die 6-10jährigen in der grossen Pasue mischen und einen ganzen 10er Pack auf einmal austrinken. Auf der Seite angestochen! Eh, klar! Doch das Gefühl ist nicht das gleiche. Ich habe nichtmal das Gefühl mich der sechsten Todsünde strafbar zu machen. Das habe ich heute in anderen Momenten. Gerade im Moment denke ich das ich zu übermässig bin, aber ich hoffe es bleibt ungestraft. Ein LKW voller Capri-Sonne für einen 8jährigen ist garnichts gegen das hier. Ich mache mich mit dir der Unmäßigkeit schuldig and i don't give a fuck. :*

Sonntag, September 19, 2004

Sunshine + The Faint @Schocken/Stuttgart

Samstag, September 18, 2004

Stop it + Year Future @Immerhin/Würzburg

Mittwoch, September 15, 2004

"Es ist wirklich ein wunderbares Ding um die Liebe,...

...wie sie den Menschen umwandelt. Ich kenne mich wirklich selbst nicht mehr. Kaum bin ich jetzt von Dir fort und denke nun schöne Muße zu fortlaufender Arbeit zu haben, so ist mir diese schon wieder ganz zerstückt, denn dazwischen tritt gleich wieder immerfort der Gedanke: Wann werde ich sie wiedersehen? Nur nach diesem Ziele wird die Zeit berechnet, nur nach ihm streben alle Gedanken sehnend hin."
Ernst Haeckel, Brief an Anna Sethe, 26. Spetember 1858

Dienstag, September 07, 2004

"Die meisten Dinge die uns Vergnügen bereiten...

...sind unvernünftig" sagt Montesquieu. Und er wird sich sicherlich einen Kopf darüber gemacht haben, bevor er das munter herausplappert. Als ich 10 Jahre alt war, wollte ich umbedingt einen Hamster. Einzusehen, das die Haltung so eines Tieres ein gewisses Mass an Pflege bedarf, machte nicht nur meine kindliche Euphorie, sondern auch mein eher eingeschränkter Weitblick als 10-Jähriger unmöglich. Ich schätze ich habe den Käfig nicht öfter als 3 mal gereinigt. Die übrigen Male delegierte ich dies Aufgabe an andere, die ihr besser gewachsen schienen. Was soll ich sagen, es ging gut. Ich würde mich selbst eher als rationalen Menschen sehen. Mit einen Sinn für Logik, und einen Blick für kommendes. Ich denke alle Szenarien durch, bevor ich eine Entscheidung treffe. Trotzdem ist es mir ein Leichtes, meinen Kopf in manchen Situationen komplett auszuhebeln. Unbedacht zu handeln. In diesen Momenten findet Leben statt. Im nachhinein bringt das natürlich oft Schwierigkeiten oder zumindest leichte Komplikationen mit sich. Aber, who cares. Ich nicht. Ich tue oft genug Sachen mit Bedacht und kann mir so auch manchmal eine absolute Dummheit erlauben. Ohne nachzudenken in irgendetwas hineinrennen. Den Kopf aus. Ich will den verdammten Hamster. Das mit der Käfig Reinigung kriegen wir schon hin.

Sonntag, September 05, 2004

Bonnie vs. Dean

"When you have no one,
no one can hurt you."

Bonnie “Prince” Billy - You will miss me when i burn

vs.

"You're Nobody 'Til Somebody Loves You"
Dean Martin